Baron Karl Freiherr von Skal (Landwirt)
Karl Freiherr von Skal erblickte am 16. Dezember des Jahres 1844 in Jungferndorf das Licht der Welt. Die Herzensgüte der Eltern, Baron Ferdinand und Baronin Maria, geborene Baronin Riese-Stallburg, ging auch auf den Sohn über.
Schon in seiner Jugend zeigte Baron Karl Skal eine besondere Neigung zur Landwirtschaft welche sein Großvater, der als Landwirt in weitesten Kreisen bekannte Baron Werner Riese-Stallburg, lebhaft unterstützte.
Der sorgfältigen Erziehung im Elternhause, die stets auch von einem Priester unterstützt wurde, folgte der Besuch der Realschule in Breslau vom Jahre 1856 bis 1862.
Im Jahre 1864 ging er zur Ausbildung in der Landwirtschaft in die Duxer Zucker-Fabrikwirtschaft in Böhmen, wo er sich unter dem berühmten Inspektor Karl Mikoleckh gediegene ökonomische Kenntnisse sammelte und bis zum Frühjahre 1867 in der Zuckerfabrikation und Spiritus-Brennerei unterrichtet wurde. Dort geschah es auch, dass, als im Jahre 1866 die Cholera ausbrach, er es warm der seine Mitmenschen persönlich pflegte; oft hatte er neben seinem Schlafzimmer 12 Cholerakranke zur Pflege. Dafür ist ihm die Liebe und die Dankbarkeit des Dorfes Kopitz bei Brüx in Böhmen geblieben.
Im Jahre 1867 bereiste Baron Skal Deutschland und besuchte die Pariser Weltausstellung. Im Jahre 1868 ging er nach Hohenheim, wo er bis zum Jahre 1870 sehr eifrig und gewissenhaft studierte. 1871 kaufte er das Gut Kanitz bei Pilsen, welches er bis zum Herbste des Jahres 1873 bewirtschaftetet.
Im Jahre 1873 erwarb er das Gut Stetkowitz im Kreise Tabor in Böhmen und vermählte sich am 29. November mit Adele Baronin Puteani. 1874 wurde er zum Delegaten in den Landeskulturrat für Böhmen, im Jahre 1875 zum Wirklichen Mitgliede ernannt und hatte als solches reichlich Gelegenheit, an Böhmens Landeskultur mitzuwirken. Im Jahre 1878 kaufte er unter abnormen Schwierigkeiten die zwei preußisch-schlesischen Güter Reisendorf und Klein-Karlowitz im Kreise Grottkau.
Nach dem Tode seines Vaters übernahm er im Jahre 1879 das väterliche Gut Jungferndorf, welches er nach Möglichkeit arrondierte (Grundbesitz abrunden bzw. zusammenlegen) und meliorierte (Ackerboden verbessern). Bald darauf wurde er zum Präsidenten des land- und forstwirtschaftlichen Vereines für das nordwestliche Schlesien gewählt, welches Ehrenamt er seither hochverehrt von allen Mitgliedern und geachtet im ganzen Lande bis heute bekleidet.
Auch zu anderer öffentlicher Tätigkeit wurde Baron Skal wiederholt beigezogen.
Im Jahre 1880 wurde er in die Grundsteuer-Bezirksschätzungs-Kommission berufen, wo es ihm gelang, eine schwierige Arbeit zu realisieren. In den Jahren 1884 bis 1888 war er Vertreter der Regierung im Kuratorium der Ober-Hermsdorfer Lehranstalt.
Besondere Aufmerksamkeit schenkte er stets seiner Heimat-Gemeinde. Hier gründete er einen landwirtschaftlichen Klub, eine Raiffeisen’sche Sparkasse, eine Feuerwehr ec.
Aus Nah und Fern kommen die Besucher, um die sehenswerte musterhafte Ökonomie des Freiherrn von Skal zu studieren, und sie treffen nicht nur alles Erwartete, sondern haben sich der persönlichen Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft des Besitzers zu erfreuen.
Baron von Skal ist Besitzer des eisernen Kronenordens.
Anton Sauer (k.k. Landesgerichtsrat)
Anton Sauer wurde am 10. Januar 1832 in Jungferndorf geboren, und hatte die juristisch-politischen Studien in Königsberg in Ostpreußen im Jahre 1852 begonnen und in Krakau mit ausgezeichneten Erfolge beendet, trat dann 1861 beim Landesgerichte in Brünn in die Rechtspraxis ein und wurde 1865 zum Aktuar in Joslowitz ernannt, von wo es ihn in sein liebes Schlesien zog, so dass er sich in gleicher Eigenschaft zum Bezirksgerichte Bennisch übersetzen ließ. Seit dieser Zeit wirkte er als Aktuar und Gerichtsadjunkt in Freiwaldau, als Bezirksrichter in Altstadt und Jägerndorf und endlich seit 1890 als Landesgerichtsrat in Troppau.
Wie ernst Sauer seine Pflichten nahm, beweist der Umstand, dass ihm anlässlich der Anlegung der Grundbücher beim Bezirksgerichte Bennisch, von Seite des Justizministeriums die belobende Anerkennung zu Teil wurde. Der Verstorbene erfreute sich bei Allen, die ihn kannten, der größten Beliebtheit, sicherlich kann behauptet werden, er hatte keinen Feind. Sein liebeswürdiges, zuvorkommendes Benehmen, seine Herzensgüte, sein lauterer reiner Charakter erwarben ihm die größte Wertschätzung aller Kollegen, ja der ganzen Bevölkerung, welche in ihm stets einen freundlichen Berater und hilfsbereiten Richter fand. Sein durch reiche Lebenserfahrung abgeklärtes Urteil trat insbesondere bei seinen Funktionen als Strafrichter hervor; Milde und Wohlwollen beeinflussten stets seinen Richterspruch, auch dort, wo er gezwungen war, die Strenge des Gesetzes walten zu lassen.
Hans Tauz
Ein treues Gedenken an Hauptlehrer i.R. Hans Tauz
An den sonnigen Ufern des Weidenbaches, malerisch umsäumt von fruchtbaren Feldern und Wiesen, Wäldern und Lehnen, liegt die langgestreckte Siedlung Jungferndorf, die ein Lebensalter hindurch der Wirkungsort des Oberlehrer Hans Tauz war. Sein Geburtsort ist Jauernig, wo er am 3. September 1891 das Licht der Welt erblickte. Seiner Geburt nach war er ein echtes Kind des Altvaterlandes, das er bis zu seinem letzten Lebenshauch als die angestammte Heimat seiner Väter überaus liebte.
Gott der Schöpfer legte ihm schon in die Wiege die Berufung „Erzieher des Volkes“ zu werden.
Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule in Jauernig widmete er sich dem Studium an der Lehrerbildungsanstalt in Troppau. Im Jahre 1910 kam er als junger Lehrer an die damals zweiklassige Volksschule nach Jungferndorf und entfaltete alsbald ein segensreiches Wirken auf allen Gebieten des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens.
Alle seine Schüler, die heute meistens in den besten Jahren stehen, verehren Oberlehrer Hans Tauz als ihren väterlichen Freund, der ihnen nicht nur das nötige Rüstzeug für den Lebenskampf auf den Weg gegeben hat, sondern auch die Liebe zur schönen Heimat weckte.
Den ersten Weltkrieg machte Oberlehrer Hans Tauz als Leutnant an der Süd- und Südostfront mit. In dieser Zeit reifte wohl der Entschluss, die Kriegskameradschaft in seinem späteren Leben eine besondere Förderung zukommen zu lassen. Im Jahre 1919 schloss er die Ehe mit Martha Schneider aus Ottmachau, welcher ein Sohn und drei Töchter entsprossen.
In der Zwischenzeit wurde die kleine Dorfschule, mit zunehmender Bevölkerungszahl, zu einer vierklassigen Volksschule ausgebaut und Hans Tauz im Jahre 1927 mit der Leitung betraut. Damit wuchs auch die Möglichkeit, sich persönlicher und intensiver mit der Erziehung der Jugend zu befassen.
Während des zweiten Weltkrieges leistete Hans Tauz in den Jahren 1941 – 1943 Kriegsdienst an der Ostfront, geschätzt von seinen Soldaten, denen er nicht nur ein pflichtbewusster Vorgesetzter, sondern auch ein fürsorglicher Kamerad war, und wurde aus gesundheitlichen Gründen als Oberleutnant entlassen.
Als ihn und seine Familie im Jahre 1946 das harte Los der Austreibung traf, da konnte er auf eine 36-jährige Tätigkeit in Jungferndorf zurückblicken. Es lohnt sich, kurz Rückschau zu halten.
Der Beruf des Jugenderziehers brachte es mit sich, dass Oberlehrer Hans Tauz sich nicht nur mit dem Unterricht in der Schule befasste, sondern auch in allen Organisationen und Vereinen, die sich die Pflege der Jugendertüchtigung zur Aufgabe gemacht hatten, unermüdlich tätig war. Im Kulturverband sammelte er Mittel für die Jugendausbildung, im Turnverein arbeitete er an der körperlichen Ertüchtigung, organisierte Feste und Feiern, immer mit dem Ziel, der Jugend neben der ernsten Arbeit auch frohe Stunden der Erholung und Freude zu vermitteln. Damit wuchs die Zuneigung und das Vertrauen der ihm anvertrauten Jugend.
Die Verbindung zur älteren Generation fand er im Gesangsverein, in der Krieger-Kameradschaft, der freiwilligen Feuerwehr und der Jagdgesellschaft. Überall wurde nicht nur ernstlich gearbeitet, sondern auch Geselligkeit und echte Kameradschaft gepflegt. In allen Organisationen stand Oberlehrer Hans Tauz in vorderster Linie und verstand es, durch sein rechtschaffendes Wesen die Einsatzfreude aller Beteiligten zu heben.Auch das wirtschaftliche Leben der Gemeinde befruchtete er durch seine Mitarbeit bei der Spar- und Darlehenskasse und beim Konsumverein, wo er verantwortungsvolle Posten bekleidete. Nicht unerwähnt kann bleiben sein Einsatz im öffentlichen Leben als langjähriger Gemeindesekretär und Mitglied des Gemeinderates.Es gab wohl niemanden in Jungferndorf, der nicht in irgendeinem Lebensbereich die hilfsbereite und ordnende Hand des Oberlehrers zu spüren bekam. Er kannte alle Nöte seiner Mitmenschen und wusste in jeder Lage mit Rat und Tat beizustehen. So wuchs im Laufe der Jahre das Vertrauen aller Kreise der Bevölkerung, jung und alt schätzte sein Wirken, und er wurde für die Dorfgemeinschaft der ruhende Pol, der tiefverwurzelte, unbeugsame Stamm, den nicht einmal die Vertreibung zu fällen vermochte. Viele Ereignisse von weltgeschichtlicher Bedeutung hat er kommen und gehen sehen. Das Verlassen der angeborenen Heimat stellte seinen nimmermüden Geist vor neue große Aufgaben. Die bisherige Volkstumsarbeit schien umsonst, denn alle Landsleute wurden im ganzen Bundesgebiet verstreut angesiedelt; es fehlte der geistige Mittelpunkt. Oberlehrer Tauz aber kapitulierte nicht. Zunächst war er bemüht, im fremden Land selbst festen Boden unter die Füße zu bekommen und gedeihliche Voraussetzungen für neue Aufbauarbeit zu schaffen. Die Treue zur Familie, zum Volk und zur Heimat gab ihm die Kraft, Rain am Lech zu einem neuen Ausgangspunkt zu machen.
Das einheimische Volk erkannte bald die Schaffensfreude und die Fähigkeiten, die in Oberlehrer Tauz zum Durchbruch drängten und übertrug ihm im Laufe der Jahre die verantwortliche Mitarbeit bei den verschiedenen Ämtern und Organisationen, im Stadtrat, Kreisrat, Volksbildungswerk, Gesangsverein, Kriegerkameradschafts- und Veteranenverein, in der Stadtbücherei und anderen mehr.Nun konnte er wieder an seine lieben Jungferndorfer denken. Im Jahre 1947 rief er seine Landsleute zu einem ersten Heimattreffen nach Rain am Lech. Es wurde, obwohl damals unter den Vertriebenen noch große Not und Verwirrung herrschte, ein voller Erfolg. Die Jungferndorfer spürten, dass sich in der Fremde ein Mann um sie kümmerte und kamen in immer größerer Zahl, um Gedanken auszutauschen, Freunde und Bekannte wiederzusehen; das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkte sich von einem Heimattag zum anderen, die alte Dorfgemeinschaft Jungferndorf lebte wieder. Die Erinnerung an die tragischen Geschehnisse und das unermessliche Leid der Austreibung wich einem neuen Aufbauwillen, gestärkt durch die Brücke, die Oberlehrer Tauz vom Ufer der alten Heimat zum Ufer der neuen Heimat gebaut hatte. Das vertriebene Volk schöpfte neuen Lebensmut aus seiner großen Vergangenheit, dem alten Brauchtum und den gewohnten Sitten, die Oberlehrer Tauz bei den Heimattreffen seinen Landsleuten in die Erinnerung zurückrief. Darin liegt sein größter Verdienst, für das ihn alle Heimatvertriebenen zu tiefstem Dank verpflichtet bleiben.
Beim letzten Heimattreffen am 2.-3. Mai dieses Jahres in Schwäbisch Hall trübte ein trauriges Ereignis den Verlauf. Am Begrüßungsabend sprach Hans Tauz zum letzten Mal ein herzliches Grußwort an die so zahlreich von weit hergekommenen Jungferndorfer. Hell leuchteten seine Augen, als er seinen lieben Heimatfreunden wieder begegnen konnte, und groß war die Freude aller Teilnehmer, ihren hochgeschätzten „Oberlehrer“ in ihrer Mitte zu sehen. In der kommenden Nacht schon musste er infolge einer Schwäche ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Am 13. Mai 1964 schied er für immer von seiner Familie und seinen ihn stets verbundenen Landsleuten.An seiner Bahre trauerten die Ehegattin, ein Sohn, drei Töchter mit Gatten und Kindern, denen sich aus allen Kreisen aufrichtigste Teilnahme zuwandte. Im Nachruf des Landsmannes Ernst Sauer kam besonders zum Ausdruck, dass durch diesen Tod eine kaum zu schließende Lücke gerissen wurde. Wenn aber das Erbe von Oberlehrer Hans Tauz lebendig bleiben soll, dann müssen die Jungferndorfer in seinem Geiste weiter zusammenhalten und die festgefügte Dorfgemeinschaft im Sinne bisheriger Tradition weiterpflegen.
Alfred TucekProf. Franz Buchmann
(geb. 18.01.1896/gest. 02.03.1978)Zum 80. GeburtstagHerr Prof. Dir. i. R. Franz Buchmann, Reg. Landwirtschaftsrat wurde am 18. 1. 1976 80 Jahre. Als ehemaliger Schüler und späterer Mitstreiter für die Belange unserer sudetenschlesischen Landwirtschaft betrachte ich es als eine ehrenvolle Aufgabe, das Lebensbild des heute noch frisch und jugendlichen Jubilars zu schildern.Geboren am 18. Januar 1896 in Jungferndorf bei Friedeberg, Kreis Freiwaldau, ehemaligen Österreich-Schlesien. Die Landwirtschaftliche Mittelschule Oberhermsdorf besuchte er von 1911-1914.Bis zum freiwilligen Kriegsdienst 1915 war er als Gutsbeamter bei Freiherr von Skal in Jungferndorf tätig. Als Einj.-Freiwilliger Korporal finden wir ihn an der Ostfront, später auch Leutnant und Kompanieführer auf dem ital. Kriegsschauplatz (Piave). Von 1919-1921 ist er Ökonomiebeamter im fürsterzbischöflichem Gutsbetrieb in Friedeberg.Am 1. 3. 1921 beginnt seine Tätigkeit zuerst als Assistent an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Oberhermsdorf, und hier bleibt er bis 1939. Im Frühjahr 1923 legte er in Prag die Lehramtsprüfung für Landwirtschaftliche Schulen ab. An der Landwirtschaftlichen Fachschule, die den Unterricht wieder aufgenommen hatte, bekam er als Unterrichtsgegenstände zugewiesen: Allgemeine und Spezielle Tierzucht, Zoologie, landwirtschaftliches Genossenschaftswesen, Baukunde, Geschäftsaufsätze und Redeübungen. Er unterrichtete auch an der Höheren, der Ackerbauschule und an den verschiedenen Lehrgängen und Kursen. Darüber hinaus hatte er als Offizial mit der Leitung der Schulwirtschaft, den Schriftverkehr und Kassenführung zusätzliche Verantwortung. Das war neben dem Direktor ein weiteres Aufgabengebiet. Zum Professor an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten wurde er im Jahre 1927 ernannt. Unter seiner Anleitung hat mancher Schüler seinen ersten Vortrag in Bauernversammlungen gehalten. Am Ausbau und Aufbau der Schule und der angeschlossenen Landwirtschaft war er immer stark interessiert und beteiligt. Wir finden ihn auch lange Jahre als Mitglied der Körkommission für den Kreis Freiwaldau. Auch mir war es einige Male gegönnt mit ihm, dem Bauern Alfred Pelz, Jungferndorf und Tierarzt Alfred Peter, Weidenau bei Körungen mitzuwirken. Unvergesslich sind mir einige Abschlussbesprechungen von Körungen, an denen auch Tierzüchter teilnahmen. Viele Jahre bevor unsere Prof. Buchmann 1939 Leiter der neuerrichteten Landwirtschaftlichen Schule in Freiwaldau wurde, hatte ich oft Gelegenheit bei Bauernversammlungen mit dabei zu sein. Meisterhaft verstand er es zu Beginn eines Fachvortrages einige geschichtliche Begebenheiten, die zum Thema passten, anzubringen, und schaffte sich damit eine gute Aufmerksamkeit. Im Auftrag des Schlesischen Landeskulturrates Troppau hielt er auch Vorträge über Zweck und Notwendigkeit der Milchleistungsprüfung. Durch diese Aufklärung kam es zur Gründung von Milchkontrollvereinen. In Jungferndorf gründete er die erste Kartoffeldämpfgenossenschaft. Über die Tätigkeit in Oberhermsdorf und später als Leiter der Landw. Schule und Beratungsstelle Freiwaldau, könnte noch manches in Erinnerung gebracht werden.
Im Juli 1942 wurde Buchmann zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Als Landwirt-schaftsoffizier für den Kreis Freiwaldau (Wehrmeldeamt) kam es nach Freiwaldau zurück. Anfang 1944 zum Hauptmann befördert, war er noch als Kompanieführer eingesetzt. Nach Kriegsende Gefangenschaft, dann Vertreibung aus seiner Wohnung und arbeitsverschickt mit der ganzen Familie nach Rajec Jestrebi (Blanko) Mähren. Im September 1946 wurde er mit seiner Familie ausgesiedelt und im Oktober in Esslingen in ein Lager eingewiesen. Hier fand er beim Landwirtschaftsamt Esslingen eine neue Tätigkeit. Aus gesundheitlichen Gründen musste er schon 1957 seine Pensionierung beantragen. Durch einen tüchtigen Arzt, eiserne Selbstdisziplin, aber vor allem die heimatliche Schroth-Kur in Bad Reichenhall gab unserem Jubilar seine Gesundheit wieder.
Mit seinen früheren Mitarbeitern und ehemaligen Schülern hält er heute noch engen Kontakt. Und so finden wir unseren Prof. Buchmann bei den Vorarbeiten und der Gründung des Absolventenverbandes der früheren landwirtschaftlichen Landeslehranstalten in Oberhermsdorf wieder an vorderster Stelle. Es muss festgestellt werden, dass er unseren Freund Buchmann in erster Linie zu danken ist, dass dieser Verband gegründet werden konnte. Er war der Motor bei der Werbung von Mitgliedern und heute ist ihm der Verband noch genauso eine ernste Herzensangelegenheit wie am Tage der Gründung. Wir alle, die ehemaligen Mitarbeiter, Schüler von Oberhermsdorf und Freiwaldau, sowie vom Absolventenverband freuen uns über seinen guten Gesundheitszustand, über seine ungebrochene Schaffenskraft und wünschen von ganzen Herzen ihm alles Gute.
Th. Matzner
Nachruf
Unsere Franz Buchmann, RLR., Prof., Dir. i. R., ist am 2. März 1978 ganz plötzlich und unerwartet an einem Herzversagen für immer von uns gegangen. Geboren wurde er am 18. Januar 1896 in Jungferndorf, Kreis Freiwaldau. Am 7. März haben wir ihn an einem sonnigen Vorfrühlingstag auf dem Friedhof von Sulzgries-Esslingen zur letzten Ruhe geleitet. Unter den vielen Trauergästen war auch eine beachtliche Anzahl ehem. Studierender und Schüler von Oberhermsdorf und Freiwaldau. Wie aus den Worten des Geistlichen zu entnehmen, war unser Freund Franz Buchmann auch hier als aufrichtiger und geachteter Mensch in der Gemeinschaft bekannt. Mit folgenden Worten verabschiedete sich der Vorsitzende des Absolventenverbandes der Oberhermsdorfer:
Sehr verehrte Trauergäste, liebe Familie Buchmann!
Wir sind heute zusammengekommen, um Abschied zu nehmen von unserem lieben Verstorbenen, RLR., Prof., Direktor i. R. Franz Buchmann, Esslingen. Wir wussten, dass seit seiner letzten Reise nach Amerika im vorigen Sommer, sein Gesundheitszustand nicht der Beste war. Jedoch als am Donnerstag die Nachricht eintraf, Franz Buchmann ist gestorben, wollte es keiner glauben.
Ihnen, liebe Frau Buchmann, Ihrer Tochter und Sohn mit Familien und Anverwandten versichern wir ein tiefempfundenes Mitgefühl. Alle die ihn kannten, werden ihn so in Erinnerung behalten wie er war, aufrichtig, geradlinig, zäh und hart gegen sich selbst. Wir alle sind ergriffen, dass unser ehemaliger Lehrer und Professor so plötzlich für immer von uns scheiden musste. Viele bekannte Gesichter seh ich, denen er einst Lehrer, Mitarbeiter und Freund war.
Franz Buchmann besuchte die Landwirtschaftliche Mittelschule in Oberhermsdorf und maturierte 1914. Von 1915 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Zu Kriegsende kam er als Leutnant, jedoch schwer Malaria erkrankt, zurück. In den Jahren 1921 bis 1939 finden wir ihn in Oberhermsdorf, zuerst als Offizial, dann als Lehrer tätig, wurde 1927 zum Professor ernannt. Nach einer 18-jährigen bewährten, zielbewussten, gründlichen Arbeit für die Schule und Beratung in der Landwirtschaft, wurde er beauftragt, für das Höhengebiet Freiwaldau eine Landwirtschaftliche Fachschule zu errichten und wurde zum Leiter und Direktor berufen. Im Zweiten Weltkrieg leistete er zuerst als Landw. Offizier, Dienst beim Wehrbezirkskommando in Freiwaldau. Ab 1944 befehligte er als Kompanieführer im Hauptmannsrang ein Marschbataillon.
Als Lehrer verstand er es, in Oberhermsdorf den Unterricht lebhaft und praxisnah zu gestalten. Wenige der hier Versammelten, hatten, wie ich, das Glück, 50 Jahre mit Prof. Buchmann bekannt zu sein und zusammenzuarbeiten. In vielen Besprechungen und unzähligen Bauernversammlungen erlebt ich ihn als einen glänzenden Redner und als eine Menschen, der es verstand, das rechte Wort zur rechten Zeit zu finden.
Nach dem Zusammenbruch 1945 erlebte er mit seiner Familie eine schwere Zeit, als sie zur Zwangsarbeit ins tschechische Gebiet von Mähren verschickt wurden. Nach der Vertreibung aus der Heimat kam er mit seiner Familie hier nach dem schönen Esslingen. Hatte Glück, nach kurzer Zeit bekam er eine Anstellung beim Landwirtschaftsamt Esslingen. In einer Mittagspause im April 1947 habe ich meinem Freund Buchmann, hier in Esslingen, nach Krieg und Gefangenschaft die Hand zum Wiedersehen gereicht. Seine ganze Sorge und Kraft galt der Familie. Es war damals besonders für einen Heimatvertriebenen nicht leicht, für eine gute Ausbildung die Voraussetzung zu schaffen.
Neben seiner Arbeit ließ ihn der Gedanke an einen Zusammenschluss aller ehemaliger Oberhermsdorfer nicht ruhen. Und jetzt lernten wir ihn noch als einen Freund kennen, der immer versuchte zu helfen und viel Mut gab, nicht zu verzagen.
1966, als der Absolventenverband der fr. Landwirtschaftlichen Landeslehranstalten Oberhermsdorf, Sudetenschlesien fern der Heimat gegründet wurde, war er einer der ersten und rief die Oberhermsdorfer auf, diesem Verband beizutreten. Kaum ein anderer kannte so viele ehemalige Schüler und Studierende von Oberhermsdorf und Freiwaldau als er, der einstige langjährige Lehrer dieser 1868 gegründeten Lehranstalt für die Landwirtschaft im damaligen Österreich-Schlesien.
Unser Absolventenverband hat ihm viel zu danken, und bis zu seiner letzten Stunde war Prof. Buchmann der Motor dieses Verbandes. Noch einen Tag vor seinem Tod erhielt ich den letzten Brief mit Anregungen. Ganz besonders muss ich ihm danken für seine Unterstützung. Vor zwei Jahren, bereits über 80 Jahre, stellte er sich als 2. Vorsitzender mit einer Selbstverständlichkeit und Weitblick zur Verfügung.
Lieber Franz Buchmann, der Mensch nahm Dir die Heimat, jetzt nahm Dich Gott nachhaus.
Als letzter Gruß im Namen des Verbandes der Oberhermsdorfer legen wir diesen Kranz nieder.
Fern der Heimat, sei Dir diese Erde leicht.
Th. Matzner
Alois Nickl
(geb. 20.06.1871/gest. 11.10.1966)
Am 20. Juni 1871 wurde Alois Nickl in Blosdorf, Kreis Mähr.Trübau, geboren. Im gesegneten Alter von 95 Jahren ist er am 11. Oktober 1966 in Gottes ewigen Frieden eingegangen. Sein Lebensweg führte ihn im Jahre 1895 nach Jungferndorf, von wo er den Dienst bei der Österreichischen Staatsbahn – Haltestelle Domsdorf – versah. Am 6. Februar 1900 verehelichte er sich mit Josefa Teichmann, die bereits vor der Aussiedlung 1946 verstarb.
Sein Sohn Franz wurde im letzten Kriegsjahr vermisst gemeldet. Seine Freizeit widmete Alois Nickl ganz der Musik und wirkte in den Kapellen von Jungferndorf und Domsdorf als Flügelhornist eifrig mit.
Um Nachwuchs für das Musikleben heranzubilden, gab er begabten Schülern Violin-unterricht und brachte viele Opfer für seine Mitmenschen. Als Mitbegründer des Jungferndorfer-Männergesangsvereins im Jahre 1922, dessen langjähriger Vorstand er war, hat er sich um das kulturelle Leben große Verdienste erworben. Die Vertreibung zwang ihn zum Verlassen seines Häuschens. Er wurde mit Schwiegertochter und Enkeln in 8851 Ammerfeld 47, Kreis Donauwörth, angesiedelt. Sein Lebensabend wurde ihm durch fast gänzliche Erblindung stark getrübt, doch einen lebendigen Geist bewahrte er sich bis zum letzten Atemzug, treu umsorgt von seiner Schwiegertochter.
Zahlreiche Landsleute begleiteten ihn zur letzten Ruhestätte und mit Kranzniederlegungen ehrten ihn die Betreuungsstelle der Bundesbahn und die Heimatvertriebenen. Alle Berufskollegen, Musikkameraden und Sangesbrüder werden ihm ein dankbares Andenken bewahren. – Friede seinem Heimgang! –
Alfred Tucek.
Oberlehrerin Aloisia Sauer
(geb. 16.07.1897/gest. 02.10.1978)
Ein tragischer Verkehrsunfall hat sich am 2. Oktober 1978 bei regennassem Wetter und anbrechender Dunkelheit in Bad Wörishofen ereignet. Dabei wurde die allseits verehrte Oberlehrerin i.R. Frau Aloisia Sauer ganz unerwartet auf dem Heimweg aus dem Altersheim Türkheim, aus unserer Mitte genommen. Sie brauchte nicht mehr zu leiden, ihr Sterben lag schon in dem Ereignis.
Der schnell herbeigerufene Hochwürden H. Pfarrer konnte nur noch die hl. Ölung spenden, nachdem sie morgens die hl. Messe mitgefeiert und die hl. Kommunion empfangen hatte. So erfüllte sich in ihrer letzten Stunde der Wahlspruch, der ihrem ganzen Leben Inhalt gab: „Wohin gehen wir? Immer nach Hause!“ Die Verstorbene wurde am 16. Juli 1897 in Jungferndorf, Sudetenschlesien, geboren, wo sie mit einer Schwester (Maria) und zwei Brüdern (Ernst, Rudolf) auf dem elterlichen Bauernhofe aufwuchs. Der Vater ließ ihr eine gute Ausbildung angedeihen. Mit sechs Jahren kam sie nach Jägerndorf und später nach Troppau zu ihrem Onkel Rudolf Koppe, Regierungsrat, der für die Ausbildung in der Lehrerbildungsanstalt sorgte. Im Jahre 1916 legte sie die Reifeprüfung und die Lehramtsprüfung ab. Als Erzieherin der Jugend wirkte sie in mehreren Gemeinden der alten Heimat ( 1 Jahr in Troppau, dann Jägerndorf – Burgbergschule, Braunsdorf), bis sie in Zuckmantel definitiv angestellt wurde. Von hier aus machte sie die zwangsweise Vertreibung mit und hat bis zur Erreichung der Altersgrenze in der neuen Heimat, in Nüdlingen bei Bad Kissingen als Lehrerin gewirkt, um anschließend im eigenen Hausanteil den Lebensabend zu verbringen.
Wer das Glück hatte mit Frl. Sauer in persönliche Verbindung zu kommen, musste bald erkennen, was sie für eine edle Frau mit hoher Geisteshaltung, grenzenloser Heimatliebe und steter Hilfsbereitschaft war. Sie fühlte sich besonders mit der alternden Generation eng verbunden und hat unendlich viel Gutes den Leidenden und Kranken erwiesen. Die Betreuung und Unterstützung der in der alten Heimat zurückgebliebenen Landsleute waren ihr stets ein Herzensbedürfnis. Sechsmal fuhr sie im hohen Alter über die Grenze und scheute sich nicht vor den damit verbundenen Strapazen. Gott der Herr hat ihr für das selbstlose Wirken einen langen Weg zugedacht, der erst nach 81 Lebensjahren seine Erfüllung fand.
Am 6. Oktober 1978 um 13.10 Uhr wurde Frl. Sauer nach dem Seelenamt in „St. Ulrich“ in Bad Wörishofen-Gartenstadt begraben.
An ihrem Grabe trauerten nicht nur die zahlreichen Angehörigen, sondern auch die älteste Generation, bei der sie ständig zu Gast und gern gesehen war. Trost den Leidenden in den Heimen, Freude den Lebenden und einen starken Glauben den Zweifelnden waren ihre Bemühungen. Durch ihre vorbildliche religiöse Haltung stärkte sie den Glauben nicht nur bei der Jugend, sondern auch bei den gebrechlichen und kranken Landsleuten. Im karitativen Leben hat und gab sie, wo und wie sie konnte. Dieses Wirken wurde allseits anerkannt und fand seinen Ausdruck in den am Grabe gehaltenen Nachrufen. Sie bekannte sich mutig zur Kirche, betätigte sich eifrig in der Marianischen Lehrerkongregation und war Mitglied der Franziskanischen Gemeinschaft. Für die sudd. Landsmannschaft nahm Abschied und dankte für ihre Heimatliebe Obmann Baruschka, für die Marianische Kongregation sprach Rektor Prof. Eichele ehrende Worte und ein ehemaliger Schüler aus Zuckmantel, Herr Vogel, legte ein bewegtes Zeugnis für seine Lehrerin ab. Zuversicht, Güte und Herzlichkeit gehörten wesentlich zu ihrem Lebensinhalt, den sie ihren Mitmenschen weitergab. Eine große Trauergemeinde gab der Verstorbenen das letzte Geleite. Möge Gott der Herr ihr den ewigen Frieden schenken und sie in die Herrlichkeit der ewigen Heimat gnädig aufnehmen. R.I.P.
Alfred Tucek
Reinhard Mrasek
(geb. 23.10.1914/verst. 10.02.1993)
Goldenes Priesterjubiläum
Am 3. Juli 1988 beging Pfarrer und Geistl. Rat Reinhard Mrasek (6419 Burghaun-Steinbach 4, Königstr. 54, Diözese Fulda) sein Goldenes Priesterjubiläum.
Pfarrer Mrasek wurde am 23. Oktober 1914 in Jungferndorf geboren, wo sein Vater bei Baron Skal als Kutscher angestellt war. Die Matura legte er am Gymnasium in Mariaschein ab und studierte anschließend an der Phil.-Theol. Hochschule (Priesterseminar) in Weidenau Theologie. Am 3. Juli 1938 erhielt er in Weidenau aus den Händen von Kardinal-Fürstbischof Adolf Bertram von Breslau die Priesterweihe.
Am 21. Juli 1938 wurde er Kaplan in Freiwaldau. Es war damals eine sehr unruhige Zeit mit dem Beginn des 2. Weltkrieges. Bereits am 23. 11. 1939 wurde Kaplan Mrasek zum Wehrdienst eingezogen. Am 31. 8. 1944 geriet er in Kriegsgefangenschaft, aus der er am 3. 7. 1948 entlassen wurde. Nachhause konnte er nicht mehr, da unser Volk inzwischen vertrieben worden war. So begab sich Kaplan Mrasek in die Diözese Fulda. Dort wurde er in Trutzhain als Pfarrvikar angestellt. Im August 1956 wurde er Religionslehrer in Fulda und am 1. 5. 1960 Pfarrer in Steinbach bei Hünfeld.
Leider wurde uns über sein Jubiläum nichts mitgeteilt. Jedenfalls wünschen wir ihm zu seinem Goldenen Priesterjubiläum Gottes Segen. Diesem Wunsch werden sich sicher ganz besonders die Heimatvertriebenen aus Jungferndorf und Freiwaldau anschließen.
Albert Sauer
Pfarrer Maximilian Kaschel
(geb. 16.08.1897/gest. 02.04.1971)
In der Heimat, und zwar in seiner Pfarrei Jungferndorf, ist Pfarrer Maximilian Kaschel gestorben. In seiner Todesanzeige heißt es: „Er starb am Herz-Jesu-Freitag, den 2. April 1971 versehen mit den hl. Sakramenten im 74. Lebensjahr, im 48. Jahre seines priesterlichen Wirkens!“ Begraben wurde Pfarrer Kaschel nach einem feierlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche zu Jungferndorf, „wo er“, wie in der Todesmitteilung heißt, „inmitten seiner Pfarrkinder die glorreiche Auferstehung erwartet“. Aus der Todesnachricht geht nicht genau hervor, an welchem Tag Pfarrer Kaschel begraben wurde. Wir nehmen an, dass es der 6. April 1971 war. Weiter erfuhren wir über die letzten Stunden von Pfarrer Kaschel, dass er am Morgen seines Todestages noch aufstehen wollte, um zu zelebrieren. Wohl war ein Geistlicher aus der Umgebung zu dem Kranken gekommen, um ihm die hl. Kommunion zu spenden. Pfarrer Kaschel aber lehnte ab, da er ja aufstehen wollte, um selbst das hl. Messopfer darzubringen. Doch kaum war der benachbarte Geistliche in seine Wohnung zurückgekommen, als ein Ruf kam, er möchte bald nach Jungferndorf zurückkehren.
Pfarrer Kaschel erhielt die hl. Sterbesakramente; sein Zustand verschlimmerte sich zusehends und bald verschied er. Lange dürfte Pfarrer Kaschel nicht krank gewesen sein. Leider sind die Nachrichten, die uns zugekommen sind, sehr unklar und durcheinander. Wie noch berichtet wird, nahmen an dem Begräbnis 20 Priester und sehr viele Pfarrkinder teil. Geboren wurde Pfarrer Kaschel am 16. August 1897. Zum Priester wurde er am 15. Juli 1923 in Weidenau geweiht. Sein erstes hl. Messopfer feierte er am 22. Juli 1923 in Barzdorf. Wo er überall Kaplan war, kann ich im Augenblick nicht sagen. Jedenfalls war er einige Jahre in Freiwaldau Kaplan, wo während seiner Kaplanzeit seine Mutter, die bei ihm wohnte, gestorben ist und begraben liegt. Am 20. November 1933 erhielt Maximilian Kaschel die Pfarrei Jungferndorf als Nachfolger von Pfarrer Franz Schreiber, der nach Nieder-Thomasdorf wechselte. Rund 38 Jahre war also Pfarrer Kaschel Seelsorger von Jungferndorf. Fast seine ganze Gemeinde wurde ausgetrieben. Er blieb zurück. Pfarrer Kaschel war ein schlichter, frommer Mensch. Die Dinge der Welt haben ihn weniger interessiert. Pfarrer Kaschel hat es mit seinem Priestertum sehr ernst genommen, und es nimmt nicht wunder, dass er als heiligmäßiger Priester gerühmt wird.
Gott der Herr möge ihm den Anteil an Seiner Herrlichkeit schenken.
Albert Sauer
Alfred Pelz (geb. 23.04.1887/gest. 17.03.1946)Ehrendes Gedenken Am 17. März 1946 vollendete sich ein tragisches Schicksal im Arbeitslager von Adelsdorf bei Freiwaldau. Der aufrechte, heimatbewusste Jungferndorfer Bürger Alfred Pelz, nahm nach einem schweren Arbeitstag, den er mit seinen Kameraden beim „Waldkommando“ verbracht hatte, an der Barackentür Abschied von seinen Leidensgenossen und er ahnte bereits, dass es kein Wiedersehen mehr geben wird.
Ein altes Bruchleiden hatte ihm schon immer zu schaffen gemacht, aber an diesem letzten Samstag kehrte er tief erschöpft von schwerer Waldarbeit und von der Winterkälte an allen Gliedern durchfroren, in das ungeheizte Quartier zurück. Bald erkannten die Lagerkameraden an seinen schmerzverzerrten Zügen den Ernst seines Gesundheitszustandes und holten den Lagerarzt. Dieser versuchte vergebens, den herausgetretenen Bruch in die normale Ruhelage zu bringen und veranlasste schließlich den Abtransport ins Freiwaldauer Krankenhaus. Welche Behandlung ihm dort zuteil wurde, darüber konnte er nicht mehr berichten, denn der Tod erlöste ihn von allem Erdenleid. In seiner Heimatgemeinde Jungferndorf wurde er am 21. März 1946 zur letzten Ruhe gebettet.
Alfred und Anna Tucek
(geb. 03.05.1902/gest. 09.05.1982/ geb. 02.04.1903/gest. 10.07.1983)
Fünfzig Jahre Freud und Leid hat das Ehepaar, Alfred Tucek und Anny, geb. Krause miteinander geteilt. Nach der Austreibung hat das Jubelpaar über 30 Jahre eine dauernde Bleibe in Sinsheim gefunden. Alfred Tucek wurde 1902 am Rande der Beskiden bei Neu-Oderberg, Frau Tucek im Jahre 1903 in Barzdorf im Altvaterland geboren. Der Jubilar besuchte das Oderberger Real-gymnasium, wo er das Abitur ablegte, um anschließend an der Hochschule für Welthandel in Wien das Kauf-mannsdiplom zu erwerben.
Praktische Ausbildung führte ihn in verschiedene Industriezweige, bis er bei der Ferdinand Freiherr von Skal’schen Zentralverwaltung in Jungferndorf die Stelle eines Rentmeisters versah. Seine Ehegattin lernte er in Barzdorf bei Jauernig kennen, wo seine Eltern wohnten. Sie entstammten einer angesehenen Bauernfamilie und fand ihre hauswirtschaftliche Ausbildung an der Haushaltungsschule in Hohenstadt. Es ist kaum übertrieben, den Lebenslauf der beiden Jubilare als typisch deutsches Schicksal zu bezeichnen ist. Den Bund fürs Leben schlossen sie am 27. April 1929 in Barzdorf bei Jauernig. Der Ehe entsprossen zwei Kinder, ein Sohn der als Ing. grad. Stadtbaumeister von Waibstadt ist und eine Tochter, die mit einem Diplompsychologen verheiratet, der zeit noch im Berufsleben (Exportabteilung und Geschäftsleitung) tätig ist. – Der Jubilar hat seit seiner Jugend als Sänger und Musiker (Sinsheimer-Quartett) gewirkt und sich auch in der neuen Heimat im öffentlichen Leben der Stadt betätigt. Er war 20 Jahre Schriftführer des Liederkranzes, dessen Ehrenmitglied er ist und betreut heute noch seine Landsleute auf kulturellen Gebiet. Seine Heimatvorträge bei den Wiedersehensfeiern dürfen nicht fehlen. Zum Schluss dieses kurzen Lebenslaufes seien noch die Sinsheimer Wallfahrten „Maria Trost zu Brünnl“ der Böhmerwäldler erwähnt, deren Mitbegründer er war. Seit der Neubegründung im Jahre 1951 hat er durch 20 Jahre seine Fähigkeiten für die Organisation und Ausgestaltung des uralten Brauchtums eingesetzt. – Die letzten zehn Jahre des Jubelpaares sind durch eine schleppende Erkrankung der Frau getrübt, weshalb die Unterbringung in einem Pflegeheim notwendig wurde. Die kirchliche Feier fand mit dem heimatlichen Pfarrer Mrasek am 28. April in der Anstaltskapelle, im engsten Familienkreis statt. Zum Jubelfest gratulieren außer den Angehörigen alle Landsleute und Heimatfreunde, wünschen Glück und Gottes Segen für den Lebensabend.
(G.H.)
Am 9. 5. 1982, sechs Tage nach seinem 80. Geburtstag, verstarb in Sinsheim plötzlich und unerwartet Alfred Tucek, Herr Tucek war durch viele Jahre Mitglied der Ortsbetreuung von Jungferndorf. Durch seine wunderbaren Vorträge an den Heimattreffen, hat er geschichtlich viel für unsere Heimat getan. Ganz besonders ist aber seine Arbeit: „Erfassung der Kriegsopfer 1939-1945 von Jungferndorf und Annaberg“ zu würdigen. Mit einer unendlichen Genauigkeit, die ihm zu eigen war, erledigte er diese Aufgabe. Wir dürfen es als sein Lebenswerk ansehen. Dass er sich auch in der neuen Heimat großer Beliebtheit erfreute, zeigten die ehrenden Nachrufe und das zahlreiche Grabesgeleit. Etwa 30 Freunde aus Jungferndorf begleiteten ihn ebenfalls auf seinem letzten Weg. Hans Gottwald sprach liebe Worte des Gedenkens und legte im Namen der Jungferndorfer und Annaberger einen Kranz nieder. Wir sind Herrn Tucek Dank schuldig und er wird uns fehlen. Seiner Frau, seinen Kindern und
Schwiegerkindern gilt unsere Anteilnahme.
Zum Gedenken an Alfred Tucek
Bereits am 9. Mai 1982, 6 Tage nach seinem 80. Geburtstag, verließ uns unser Heimatkamerad Alfred Tucek.
Geboren wurde er in Wirblitz bei Oderberg und kam etwa 1934, seines Berufes wegen, nach Jungferndorf. Dort bot ihm nämlich Baron Ferdinand v. Skal, die Stelle als Leiter der „Gutskanzlei“ an, die er in Zuverlässigkeit und Treue, mit Unterbrechung des Kriegseinsatzes „bis zum bitteren Ende“ versehen hat.
Nach seiner Vertreibung fand er in Sinsheim/Elsenz mit seiner Familie eine neue Heimat.
Obwohl kein gebürtiger Jungferndorfer, fühlte er sich doch immer unserer Ortsgemeinschaft zugehörig.
Als unser hochverehrter, leider schon im Mai 1964 verstorbenen Herr Oberlehrer Tauz, die ersten Jungferndorfer-Treffen organisierte, war er immer mit von der Partie. Es war ihm eine Selbstverständlichkeit, seine Mitarbeit im Dienste der Ortsgemeinschaft einzusetzen. Zu jedem Heimattreffen hatte er einen historischen Vortrag über unsere Heimat erarbeitet. Sei es über’s „Heidebrünnel“, oder die Familien der Freiherren v. Skal usw.
Wir wissen alle, wie schwer so eine Arbeit zu erstellen ist, bei den knappen Unterlagen, die uns geblieben sind.
So war es denn auch bei einem meiner Besuche bei ihm, dass uns die Idee kam, die Gefallenen und Vermissten aus unserem Dorf zu erfassen. Herr Tucek holte sofort den Ortsplan von Jungferndorf und meinte zu mir: „So, nun fang mal an, du bist eine „echte Jungferndorferin!“.
Wir kamen an diesem Nachmittag auf über 50 Personen, von denen wir mit Gewissheit sagen konnten, sie weilen nicht mehr unter den Lebenden.
Nun begann die große Arbeit für unseren Heimatfreund Alfred. Wie viele Briefe, Anfragen hat er wohl getätigt, bis er zum letzten Heimattreffen 1981 in Rain am Lech sein Werk: „Die Kriegsopfer 1939-1945 von Jungferndorf und Annaberg“ übergeben konnte. 106 Gefallene und Vermisste konnten registriert werden. Ihre Namen füllen zwei Bücher, welche in Neuburg/Donau in der Weidenauer, Groß-Krosser Heimatstube aufbewahrt werden. In seinem Vorwort benannte und bedankte er sich bei allen, die ihm bei dieser Arbeit hilfreich zur Seite standen.
Wer dachte von uns, dass es sein letztes Werk sein würde? Wie werden wir ihn beim nächsten Heimattreffen vermissen! Ein letztes „Danke“ nun an dieser Stelle, besonders für seine kulturelle Arbeit, von seinem Jungferndorfern.
Er hat viel für uns getan, wir werden sein Andenken in Ehren halten.
Mizzi Heide
Dr. Rudolf Koppe
…langjähriger Vorsitzender der Bamberger Ackermann-Gemeinde starb am 13.9.1987 im Alter von 88 Jahren in Bamberg.
Geboren wurde Dr. Koppe in einer kinderreichen Bauernfamilie in Jungferndorf, Kreis Freiwaldau im Altvatergebirge. Als 17-jähriger nahm er an der k. u. k. Armee am Ersten Weltkrieg teil und studierte nach seiner in Weidenau mit Auszeichnung bestandenen Matura an der Prager Universität Rechtswissenschaften. Hier trat er der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Vandalia (CV) bei. Jägerndorf, Iglau und schließlich Troppau waren die Stationen seines beruflichen Weges in der Finanzverwaltung. Sein Wissen um die Verantwortung als Katholik und Akademiker bestimmte in besonderer Weise sein Leben. Er war nicht nur engagierter CVer. Sondern bekleidete in Troppau viele Jahre das Amt des Bezirksobmannes der Deutschen Christlich-Sozialen Volkspartei, leitete die Akademie, einen Zusammenschluss christlicher Hochschüler und war Präsident des überregionalen Elternvereins „Frohe Kindheit“. Nach Krieg, Gefangenschaft und Vertreibung begann sein Werdegang in Bamberg als Tagelöhner, bis er 1947 von der Oberfinanzdirektion Nürnberg mit dem Aufbau und der Leitung des Besatzungskostenamtes Bamberg betraut wurde. Später war er bis zu seiner Pensionierung 1964 am Finanzamt tätig. Geprägt von der Treue zu seinem christlichen Glauben und zu seiner Heimat engagierte er sich für seine Landsleute. Zu Beginn der 60er Jahre wurde er zum Vorsitzenden der Ackermann-Gemeinde in der Stadt Bamberg gewählt. Mit großem persönlichen Einsatz hat er mehr als ein Jahrzehnt hin diese Gemeinschaft katholischer Sudetendeutscher geleitet und zu einer neuen Blüte in der Bildungsarbeit geführt. Am 22. Juli ging ihm seine Frau Elisabeth 84-jährig in die ewige Heimat voraus. Am 21. Mai aber konnte das Ehepaar Koppe noch das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit begehen. Der Ehe entstammen eine Tochter und drei Söhne.
(VB 2.10.1987, Nr. 40)
Marianne Dieffenbacher geb. Appel
( geb. 25.07.1926, gest. 06.03.1999)
„Die Badenerin vom Altvatergebirge“
Eigentlich denkt man, sie sei eine Tochter des Kraichgaues aus dem Badischen. Sie hat Witz, Charme, Zivilcourage und Herz. Eigenschaften, die man bei den Frauen in dieser Gegend zu schätzen weiß. Die Rede ist von einer Dame im Rollstuhl, 1926 im Zeichen des Löwen geboren.
Ihre Wiege stand nicht am Rhein oder Neckar, sondern im sagenumwobenen Altvatergebirge in den Ostsudeten, in einem Ort namens Jungferndorf. Eine alte Jungfer ist sie trotz des Namens nicht geworden, im Gegenteil. Doch alles der Reihe nach.
Marianne Dieffenbacher verbrachte mit ihrer Schwester Christel in ihrer Heimat, acht Kilometer von der damals reichsdeutschen Grenze entfernt, eine glückliche Kindheit. Dann kam der Krieg mit seinen großen Veränderungen. 1944 starb die Mutter, 1946 musste der Vater, ein Tischlermeister, mit seinen Töchtern im Zuge der Vertreibung die geliebte Heimat verlassen. Nach bitteren Erlebnissen endete die Fahrt ins Unbekannte in einem Lager im badischen Sinsheim.
Die beiden Schwestern hatten noch kaum den Tod der Mutter verwunden, da mussten sie sich schon an völlig neue Lebensverhältnisse gewöhnen und Arbeit suchen. Marianne hatte Glück. Mit ihren Bürokenntnissen kam sie bald beim neuen Landratsamt in Sinsheim unter.
Ein neuer Lebensabschnitt begann, als das muntere Mädchen aus dem Sudetenland einen jungen Eppinger kennenlernte und 1953 heiratete.
Das Ehepaar hat drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Alle sind mittlerweile verheiratet und leben in den verschiedensten Himmelsrichtungen, in Berlin, Tübingen und München.
Doch wie heißt es bei Schiller: „Mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten.“ Marianne erkrankte schwer als die Kinder noch klein waren. Bald musste sie sich an einen Rollstuhl (1975) gewöhnen, eine harte Prüfung für die lebhafte, kontaktfreudige Frau, genug Gelegenheit zu Resignation gab die unheilbare Krankheit (MS).
Doch ihr Idealismus, ihr starker Wille und ihre „Löwennatur“ siegten. „Ich muss und will weiter für meine Familie dasein,“ sagte sich die mutige Frau.
Energisch behielt sie die Fäden des Haushalts in der Hand. An den häufigen Familientagen, wenn am Wochenende Kinder und Enkelkinder, derer vier an der Zahl, heimkommen, werden Maultaschen vorbereitet. Oder Berge von Schnitzeln gebacken, Schüsseln mit Kartoffelsalat bereitgestellt. Den Kindern konnte die wertvolle Heimat erhalten werden, welch ein Glück!
Als Marianne damals den ersten Schrecken überwunden hatte, fing sie wieder an, Gedichte zu schreiben, vor allem für Familienfeste. Wenn man sie liest, ahnt man die unverwüstliche Kraft einer starken Seele. Und man ist beglückt, in ihren strahlenden Augen keinen Schatten entdecken zu müssen.
Ihre Kraft holt sie sich jedes Jahr im Süden an ihrem „Lago“, wo sie in einem Ferienhaus die Familie um sich versammelt. Ihr Naturell braucht einfach von Zeit zu Zeit einen Tapetenwechsel, davon zehrt sie dann wieder lange.
Mit ihrem klugen Rat steht sie einem Behindertenverband, dem ABC Heilbronn, bei, der ohne ihre schwungvolle Initiative wohl nie gegründet worden wäre. Ihr herzliches Lachen reißt die schwerbehinderten Mitglieder mit, die sich die gepflegte Rollstuhldame als Vorbild nehmen.
Ein großer Kummer war für sie, als ihre Schwester, von der sie jahrelang sorgfältig gepflegt wurde, selbst schwer erkrankte. Und manchmal wandern ihre Gedanken zurück in die gemeinsame Kindheit. Sie denkt an die Schrecken der Vertreibung, als vielleicht bereits damals der Grund zu ihrer späteren Erkrankung gelegt wurde.
Doch hatte sie das Glück, in den schönen Kraichgau zu kommen, wo ihre Wesensart sich prächtig entwickeln konnte. Nun hat sie von beiden Gegenden etwas, wie sie selbst sagt. Das Mädchen hatte viel vom Altvatergebirge, die reife Frau wurde eine stolze Bürgerin in der schönen Fachwerkstadt Eppingen.
Aber hat sie nicht auch noch etwas von einer dritten Gegend, der nicht weit entfernten Pfalz? Den geraden Sinn, den Mut und Schwung einer Frau nämlich, die auch ins „welsche“ Land ziehen musste? Gemeint ist Lieselotte von der Pfalz. Solche Mitmenschen, damals und heute gibt es wenig. Wir brauchen sie und sind glücklich, dass wir sie haben
Eli Weinmann-Adorno 1995
Thanhäuser, Johann
geb. 09.11.1884 in Paulinaburg, Gmde. Barzdorf/Kreis Freiwaldau gest. 06.07.1951
Beruf: Schlossermeister, Kriegsteilnehmer 1914/18
1. Ehefrau: Anna Thanhäuser, geb. Franke (18.12.1885-31.12.1923)
Eheschließung: 13.07.1909 in Jungferndorf
Kinder: Ferdinand Thanhäuser, Johann Thanhäuser
2. Ehefrau: Hedwig Thanhäuser, geb. Weiser (06.01.1896-26.09.1972)
Johann Thanhäuser war Bürgermeister während der Kriegszeit. Durch die Ausgabe von Lebensmittelmarken und Bezugsscheinen gab es viel Parteienverkehr in diesen Jahren, so dass er für diesen Zweck einen eigenen Raum in seinem Wohnhaus zur Verfügung stellte. Die Gemeindekanzlei im Postgebäude war nur an wenigen Abenden geöffnet. Im Mai 1946 wurden er und seine Frau ausgesiedelt.